Vizepräsident des Europäischen Parlaments diskutiert bei Pfleiderer über drohende Holzknappheit

Pelletheizungen haben sich zu einem Renner entwickelt: Die Verkaufszahlen haben sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verfünffacht, der Deutsche Energie-Pellet-Verband geht für 2006 von rund 70.000 insgesamt installierten Anlagen aus. Und ein Ende des Booms ist nicht in Sicht: Diese Zahl könnte nach Einschätzung des Verbandes in fünf oder sechs Jahren allein pro Jahr neu verkauft werden.Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Energieerzeugung wird durch Subventionen des Bundesumweltministeriums unterstützt. Dadurch hat sich der Brennholzeinsatz in Deutschland seit 2002 verdoppelt: Insgesamt werden jährlich fast 21 Mio. qbm Holz als Brennstoff verwendet.Dieser Trend soll jetzt nochmals verstärkt werden: durch den Biomasse-Aktionsplan der Europäischen Union, der europaweit jährlich zusätzliche 235 Mio. qbm Holz einfordert. Im Februar 2007 steht die Verabschiedung der Resolution im Europäischen Rat an. Kommt es dazu, wird Holz zu einem knappen Gut: Europaweit stehen höchsten 100 Mio. qbm zusätzlich zur Verfügung, davon in Deutschland maximal 10 Mio. "Die geplanten Größenordnungen gingen folglich zu Lasten der nachhaltigen Holzverarbeitung – allen voran der Holzwerkstoffe", warnt Dr. Peter Sauerwein vom Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie VHI. Denn das dafür neben Sägespänen und Hackschnitzeln in erster Linie genutzte Rest- und Durchforstungsholz ist – durch den Boom der Pelletheizungen – bereits heute knapp. Und schon in zwei Jahren, so rechnet der VHI, gibt es nicht mehr ausreichend Sägespäne, um sie zur Produktion von Holzwerkstoffen einzusetzen.Diese Problematik war deshalb zentrales Thema eines Gesprächs am vergangenen Freitag zwischen Führungskräften der Pfleiderer AG und Dr. Ingo Friedrich, dem Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, der, aus Gunzenhausen kommend, gleichzeitig stellvertretender CSU-Parteivorsitzender ist.Dr. Friedrich ist angesichts der hohen Nachfrage für den begrenzten Rohstoff Holz besorgt. Aus Sicht des Parlamentariers entwickelt sich bei der deutschen Holznachfrage eine Wettbewerbssituation, die „zu einem Wettkampf um einen immer knapperen Rohstoff werden kann“. Zu große Marktschwankungen können aus Sicht des Politikers zu einer nicht gerechtfertigten Gefährdung der deutschen Möbelindustrie führen. „Dies muss auch von der deutschen Subventionspolitik berücksichtigt werden“, erklärte Dr. Friedrich in Neumarkt und will dies auch im Rahmen geeigneter europäischer Gremien tun.Neben den drastischen Preissteigerungen – Industrierestholz und Sägespäne wurden allein im ersten Halbjahr 2006 um bis zu 30% teurer – bereitet Michael Wolff, Vorsitzender der Geschäftsführung BC Westeuropa der Pfleiderer AG, vor allem die darauf basierenden Preiserhöhungen Sorge, die von der deutschen Möbelindustrie verkraftet werden müssen.Wolff: „In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Holzwerkstoffen kontinuierlich gestiegen. Wird in den westeuropäischen Ländern der Rohstoff Holz knapp und damit unverhältnismäßig teuer, steht damit auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Möbelindustrie in Frage, was wiederum die deutsche Holzwerkstoffindustrie besonders träfe, denn von den europaweit jährlich erzeugten 60,5 Mio. qbm werden 14,5 Mio. von deutschen Unternehmen produziert“.

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