Verbände der Holzindustrie warnen vor Überschätzung des Biomasse-Potenzials

In einer gemeinsame Presseerklärung warnen Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HDH), und Dr. Peter Sauerwein, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI), davor, dass der Biomasse-Aktionsplan der Europäischen Kommission das vorhandene Potenzial des Rohstoffs Holz in Europa bei weitem überschätzt. Er sieht vor, die Energiegewinnung aus Biomasse bis 2010 nahezu zu verdoppeln. Europaweit sei aber weit weniger Holz verfügbar, als die EU-Kommission einplant.Da ohnehin immer mehr Holz als Brennholz verfeuert wird, sind die Ziele der EU mit der gegenwärtig vorhandenen Menge an Holz nicht zu erreichen, sind Klaas und Dr. Sauerwein überzeugt. Der erhöhte Bedarf an Brennholz bedeute schon jetzt für die Holzindustrie einen verschärften Wettbewerb um ihr Material. So waren die Preise für Industrieholz 2006 durchschnittlich um über 50% gestiegen.Grund ist die Verknappung des Rohstoffs. Eine Studie des Arbeitsbereichs Ökono-mie der Forst- und Holzwirtschaft der Universität Hamburg hat ergeben, dass die Brennholznutzung von 2000 bis 2005 um 183% auf 20,7 Mio. qbm anstieg. Folglich endet ein immer größerer Teil der in deutschen Wäldern geschlagenen Stämme als Brennholz: Weist der Holzmarktbericht des Bundesministeriums für Landwirtschaft für 2005 lediglich einen Brennholzeinschlag von 8,1 Mio. qbm aus, seien dem Wald tatsächlich 14,2 Mio. qbm Brennholz entnommen worden – Holz, das für die Herstellung von Holzwerkstoffen für Möbelindustrie und Baugewerbe nicht mehr zur Verfügung steht. „Dabei beschäftigt die Holzindustrie in Deutschland mit 216.000 Mitarbeitern ungleich mehr Menschen als die Energieerzeugung aus Holz. Eine einseitige Biomasse-Förderung würde also mehr Arbeitsplätze gefährden, als durch die zunehmende Nutzung von Holz als Brennstoff geschaffen werden können“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.Bis 2010 will die Europäische Kommission den Beitrag der Biomasse zur Energieversorgung von umgerechnet 69 Mio. t Rohöleinheiten pro Jahr auf etwa 150 t erhöhen. In Deutschland würden jedoch schon heute mehr als 90% der jährlich verfügbaren 80 Mio. qbm Holz ausgenutzt. „Soll also in Zukunft mehr Holz als Biomasse zur Energiegewinnung dienen, müssen dringend neue Ressourcen erschlossen werden“, raten Klaas und Dr. Sauerwein. Dazu schlägt die Holzindustrie unter anderem vor, künftig auch Derbholz mit einem Durchmesser von weniger als sieben Zentimetern sowie die großen Restholzmengen aus der Landschaftspflege als Biomasse zu verwerten. Auch eigens angelegte Energieholzplantagen könnten die Versorgung sichern.

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