VDM
Umsatzminus im 1. Halbjahr von 13,8% – „Lage langsam wieder besser“

„Derzeit spricht einiges dafür, dass wir das Schlimmste hinter uns haben und die größte Rezession der Nachkriegsgeschichte vielleicht schon überstanden ist“, so Elmar Duffner, Präsident des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM), anlässlich der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz der Spitzenverbände der Deutschen Holz- und Möbelindustrie am heutigen 31. August in Köln. „Doch auch die wirklichen oder vermeintlichen Experten können das derzeit noch nicht mit Gewissheit sagen. Es mehren sich jedoch positive Signale, wonach zumindest das weitere Abrutschen der Konjunktur gestoppt ist. Nach einem beispiellosen Einbruch der deutschen Wirtschaft von 3,5% im ersten Quartal diesen Jahres legte das Bruttoinlandsprodukt zwischen April und Juni überraschender Weise um 0,3% zu. Viele hatten mit einem weiteren Rückgang gerechnet. Licht am Ende des Tunnels oder blenden uns da nur die mittels der Abwrackprämie finanzierten Neuwagen? Auszuschließen ist das nicht, denn immerhin stieg die Zahl der PKW-Neuzulassungen dank staatlicher Konsumlenkung zwischen Januar und Juni 2009 um 26,1% gegenüber dem Vorjahr“, so Duffner weiter.Solch Interventionspolitik habe natürlich auch eine Kehrseite. Die Ausgaben für Autos fehlten für andere langlebige Konsumgüter wie Möbel. Der Einbruch beim Möbel-Industrieumsatz im April um 20,6% gehe teilweise sicher auch auf das Konto der gedopten Neuwagen-Käufe. „Unser eindeutiger Appell richtet sich deshalb an alle wahlkämpfenden Politiker und die neue Bundesregierung: Finger weg von einer weiteren Verlängerung der Abwrackprämie“, so Duffner. „Wir fordern keine Subventionen für uns Möbler – aber die Gleichbehandlung aller Branchen. Die Abwrackprämie ist nichts anderes als staatliche Konsumlenkung und schadet der Möbelindustrie und den übrigen Konsumgüterindustrien insgesamt ungemein. Statt Autos sollte die Politik lieber die ,Kalte Progression’ der Einkommensteuer für Bürger und Mittelstand abwracken, damit wieder mehr Geld in Portemonnaies und Kassen verbleibt, das dann nach freier Entscheidung eines jeden Einzelnen verwendet werden kann“, so der VDM-Präsident. „Eine so geartete Konjunkturspritze würde auch der Holz- und Möbelindustrie zugute kommen. Auch wenn bei uns die Umsatzrückgänge im ersten Halbjahr etwas geringer ausfallen als beim gesamten Verarbeitenden Gewerbe, bleibt dies ein bitterer und schmerzlicher Rückgang und ändert nichts daran, dass für die nächsten Monate noch beträchtliche Risiken für unseren Industriezweig bestehen: Viel wird für den weiteren Branchen-Konjunkturverlauf davon abhängen, was nach dem Auslaufen der Kurzarbeiterregelungen auf dem Arbeitsmarkt passiert. Deutlich höhere Arbeitslosenzahlen würden das bislang vergleichsweise stabile Konsumklima verschlechtern. Zumindest die Einrichtungsbranche würde davon mit Sicherheit getroffen werden. Bisher stehen wir in puncto Arbeitsplatzerhalt jedoch ganz gut da. So unternimmt die Möbelindustrie bislang alles, die Arbeitsplätze zu erhalten und reduzierte trotz eines deutlichen Umsatzrückganges im 1. Halbjahr die Zahl der Beschäftigten um vergleichsweise moderate -2,6%“, erklärte Duffner.Mit einem Umsatz von 7,6 Mrd. Euro habe die Möbelindustrie bis Ende Juni um 13,8% oder 1,2 Mrd. Euro unter dem Vorjahreswert gelegen. Der Umsatzrückgang bei den Investitionsgütern wie Büro- und Ladenmöbeln sei etwas höher ausgefallen als bei reinen Wohnmöbeln. Im Inland belaufe sich das Minus auf 12,6%, während das Auslandsgeschäft mit 16,9% noch stärker zurück gegangen sei. Das Exportgeschäft entwickle sich damit schlechter als das Inlandsgeschäft und habe im Gegensatz zu den Vorjahren seine Funktion als Umsatzstütze der Branche eingebüßt. Allerdings stünden die deutschen Industrieunternehmen mit den genannten Rückgängen in der momentanen weltweiten Krise noch vergleichsweise gut dar, während große Wettbewerbsregionen – wie beispielsweise Italien – derzeit doppelt so hohe Einbußen verkraften müssten. Beim Blick auf die einzelnen Segmente der Möbelindustrie falle auf, dass die deutsche Büro- und Ladenmöbelindustrie sich im Gegensatz zu den Vorjahren äußerst schwach entwickle. Mit einem Umsatzminus von 15,7% auf rund 1,5 Mrd. Euro stelle sie das derzeit am schnellsten schrumpfende Segment dar. Diese beiden Bereiche bekämen die schmerzhaften Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise und die Zurückhaltung beim Wirtschaftsbau deutlich zu spüren. Bei der Küchenmöbelindustrie sei ein Umsatzrückgang um 13,1% auf 1,8 Mrd. Euro zu verzeichnen. Die Wohnmöbel – darunter Polster-, Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel – lägen mit 13,8% auf 3,9 Mrd. Euro im Minus. Der Umsatz der Matratzenhersteller sei um 9% auf rund 370 Mio. Euro zurückgegangen.Der Auftragseingang signalisiere, dass die Lage jedoch langsam wieder besser werde und das Minus am Ende des Jahres eher geringer ausfallen werde als zum Halbjahr. So ergäben interne Erhebungen, dass die Küchenmöbelindustrie zum Halbjahr rund 5% weniger Aufträge verzeichnet habe als im Vorjahreszeitraum. Bei Polstermöbeln seien die Aufträge um gut 3% gesunken. Die Stimmung im Handel sei vergleichsweise gut, er spreche von stabilen bis sogar leicht positiven Umsätzen. Hierin enthalten sei aber auch ein wachsender Anteil von Importmöbeln. Insgesamt beschäftige die deutsche Möbelindustrie mit ihren über 91.800 Mitarbeitern 2,6% oder fast 2.500 Beschäftigte weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der Betriebe sei um 5 oder 0,9% auf 553 Unternehmen zurückgegangen. Dies bedeute: von einem Firmensterben sei die Möbelindustrie weit entfernt.Für das Gesamtjahr setze der VDM laut Duffner für die Möbelindustrie auf einige positive Impulse aus dem Ausland und auf ein im Vergleich zum 1. Halbjahr stabiles Inlandsgeschäft. „Damit dürfte sich der Umsatzrückgang des gesamten Jahres auf ca. minus 10% belaufen“, so der VDM-Präsident. Für die Möbelindustrie sei von besonderer Bedeutung, dass – wenn die Konjunktur jetzt bald wieder anziehe – die Unternehmen auf ein funktionierendes Angebot von Warenkreditversicherungen angewiesen seien. Hier hätten die Betriebe in den vergangenen Monaten deutliche Schwierigkeiten gemeldet. Im Ausland würden ganze Märkte von den privaten Anbietern nicht mehr versichert und im Inland seien die Prämien drastisch gestiegen. Hier müsse die Politik schnell Abhilfe schaffen, damit die hoffentlich wieder anziehenden Bestellungen auch tatsächlich abgearbeitet und versichert werden könnten. Für einige Auslandsregionen sei dies glücklicherweise bereits auf den Weg gebracht, indem Exportgeschäfte in die EU und in die OECD-Staaten befristet bis Ende 2010 über das Hermes-Programm abgesichert werden könnten, sofern kein ausreichender privater Versicherungsschutz bestehe. Fraglich sei allerdings, ob die Befristung bis Ende 2010 ausreichen werde, das private Angebot wieder ausreichend in Gang zu bringen. Die Politik sollte dies laut Duffner intensiv beobachten und frühzeitig über eine eventuelle Verlängerung entscheiden. Für das Inland müsse rasch das staatliche Aufstockungsmodell, das „Top-Up-Modell“, auf den Weg gebracht werden, mit dem das Ausfallrisiko privater Kreditversicherer teilweise abgedeckt werde, weil ansonsten eine Versicherungsklemme drohe. Nach der positiven Grundentscheidung im Rahmen des Wirtschaftsfonds Deutschland gehe es jetzt um eine kurzfristige Umsetzung der Hilfen.

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