VDM- Jahres-Pressekonferenz
Prognose erhöht – Preise und Exporte steigen

„Wenn doch nur jedes Jahr Weltmeisterschaft im eigenen Land wäre“, so HDH/VDM-Hauptgeschäftsführer Dirk-Uwe Klaas anlässlich der heutigen Jahres-Wirtschafts-Pressekonferenz der Verbände der Holz- und Möbelindustrie in Köln. Selten sei der Glaube in die Leistung des Landes so hoch gewesen. Die Wirtschaft habe etwas von der Dynamik rüberretten können und sei allein im zweiten Quartal um knapp 1% gewachsen – so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr. Sogar der private Konsum ziehe mit einem Plus von voraussichtlich 0,5% wieder an, wenngleich die Unterhaltungselektronik sicher stärker von der WM habe profitierten können, als etwa die Möbler. Doch wo Licht sei, sei auch Schatten, so Klaas weiter. Und der lege sich trotz insgesamt befriedigender Umsätze in erster Linie auf die Kostenseite der Holz- und Möbelindustrie. Selten in den Vorjahren hätten sich gleichzeitig so viele Kostenfaktoren spürbar erhöht wie in den zurückliegenden Monaten. „Unsere mittelständischen Unternehmen sind von Kostensteigerungen umzingelt und haben angesichts fehlender Marktmacht nur wenig Möglichkeiten, diese abzuwehren. Deswegen war die Notwendigkeit von Preiserhöhungen nie so groß wie jetzt, denn für die Möbelindustrie summieren sich die Kostensteigerungen auf bis zu 8%. Dies muss zwingend an den Handel weitergegeben werden“, so Klaas weiter. Für die Küchenmöbelindustrie errechne sich eine durchschnittliche Kostenerhöhung und damit verbundene notwendige Preiserhöhung um 4,7%. In diesem Segment schlügen neben den Holzwerkstoffprodukten (+5%) insbesondere Preiserhöhungen bei Zulieferprodukten wie Fronten (+10%), Beschlägen (+4%) oder Glas und Spiegel (+5%) durch. Daneben stiegen die Löhne um 2,5%. Für die Polstermöbelindustrie errechne sich eine notwendige Preiserhöhung von 4,5%. Hier wirkten sich in erster Linie die gestiegenen Lederpreise (+10%), Schäume und Kleber (+5%) sowie Personalkosten (+2,5%) aus. Für die Kastenmöbelindustrie ergebe sich aufgrund des hohen Anteils der Plattenware eine durchschnittlich notwendige Erhöhung der Herstellerabgabepreise von 7,9%. Preis treibend hätten sich hier zudem die Personal- (+2,5%) sowie die Transportkosten (+6%) ausgewirkt. Daneben trügen Stromkosten, Kunststoffteile, Beschläge sowie Glas und Spiegel zu einer notwendigen Preiserhöhung bei.Angesichts dieser Größenordnung rechneten HDH/VDM mit einem Anstieg der Herstellerabgabepreise zwischen 4,5 und 7,9%. Eine Lieferung „um jeden Preis“ für das im Vorfeld der Mehrwertsteuererhöhung sicher interessante Herbstgeschäft sei nicht im Interesse der Hersteller. Beim Umsatz liege die Möbelindustrie mit 8,8 Mrd. Euro bis Ende Juni um 4,4% über dem Vorjahreswert. Dieser Wert sei bereinigt um die in der amtlichen Statistik enthaltenen Fahrzeugsitze. Sitzmöbel im eigentlichen Sinne, also vor allem Polstermöbel und Stühle, hätten zwischen Januar und Juni im Wert von 2,2 Mrd. Euro abgesetzt werden können und damit um 3,6% weniger, als im Vorjahreszeitraum.Bei den anderen Teilsparten der Möbelindustrie zeichne sich hingegen ein positives Bild: Wie bereits im Vorjahr habe sich die Büro- und Ladenmöbelindustrie mit einem Umsatzplus von 11,2 % auf 1,1 Mrd. Euro äußerst dynamisch entwickelt und sei das am schnellsten wachsende Segment. Im Bereich der Küchenmöbelindustrie komme neben der starken Auslandsnachfrage nun auch die positive Entwicklung bei den Wohnungsfertigstellungen im Inland zum Tragen. Als Folge bewege sich die Küchenmöbelindustrie mit einem Umsatzzuwachs um 9% auf 1,9 Mrd. Euro deutlich über dem Branchendurchschnitt. Auch die Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel hätten mit einem Umsatz von 3,1 Mrd. Euro und damit einem Zuwachs um 6,2% über dem Branchenschnitt gelegen. Matratzen hätten hingegen nur leicht um 0,5 % auf 440 Mio. Euro zugelegt.Das Auslandsgeschäft gewinne immer deutlicher an Fahrt. So seien im 1. Halbjahr die Ausfuhren deutscher Möbel um 14,1% gestiegen. Insgesamt habe ein Exportvolumen von 2,8 Mrd. Euro erzielt werden können – 340 Mio. Euro mehr, als im Vorjahreszeitraum. Die größte Exportdynamik wiesen Küchenmöbel auf, die um 18,8% hätten zulegen können. Die Exporte der deutschen Sitzmöbelindustrie seien ebenfalls deutlich um 17,3% gestiegen. Allerdings baue diese Veränderung auf einem unbefriedigenden Vorjahresergebnis auf, verzeichneten die Sitzmöbelexporte damals doch einen Rückgang um 8,1%. Ebenfalls gefragt im Ausland seien Wohn-, Ess- und Schlafraummöbel mit einem Exportzuwachs von 8%. Dagegen hätten Matratzen 3,7% verloren, auch Büromöbel lägen nach dem deutlichen Zuwachs im Vorjahr wieder mit 3,2% im Minus. Hauptexportländer für die deutsche Möbelindustrie blieben die Nachbarländer Niederlande, Schweiz, Österreich und Frankreich. Allerdings erhöhe sich der Anteil Osteuropas am gesamten Export von Jahr zu Jahr. So seien allein im ersten Halbjahr die Ausfuhren in diese Region um 41% gestiegen. Auch die Ausfuhren in den Nahen Osten hätten sich überdurchschnittlich um fast 35% erhöht. Damit sei die Exportquote auf mittlerweile 31,3% gestiegen. Aber auch die deutschen Möbelimporte seien im ersten Halbjahr um 12,3% auf 3,6 Mrd. Euro gestiegen. Hier spiegele sich eine in 2006 wieder deutlich ansteigende Inlandsdynamik, die in erster Linie im unteren Preissegment zu beobachten sei. Dies verdeutlichten auch die Herkunftsregionen: Nach wie vor stamme der mit fast 48% größte Teil aus Osteuropa. Polen sei nach wie vor das wichtigste Herkunftsland mit einem Zuwachs von 17%. Auf Platz 3 liege China mit dem stärksten Zuwachs von 23%. Noch auf Platz 2 des Einfuhr-Rankings befinde sich Italien, das jedoch rund 1% eingebüßt habe. Auch anhand dieser Entwicklung zeige sich die Schwäche des deutschen Marktes beim mittleren bzw. gehobenen Preissegment. Das Außenhandelsdefizit habe sich um 6,5% auf 810 Mio. Euro wieder erhöht. Auch dies sei ein Zeichen für die anziehende Möbelkonjunktur in Deutschland in den Preiseinstiegsklassen. „Zu Beginn des Jahres sind wir von einem Wachstum der Möbelindustrie um insgesamt 2% ausgegangen. Angesichts der Entwicklung des ersten Halbjahres heben wir diese Prognose insgesamt auf 3,5% an, wobei auf die unterschiedlichen Entwicklungen im Inland und Ausland hinzuweisen ist: Zwischen Januar und Juni stagnierte der Inlandsmarkt bei nominal plus 0,5%, während der Export – mit leicht abnehmender Tendenz – um 14,1% zulegte. Diese Entwicklung für das Gesamtjahr fortgeschrieben bedeutet ein nach wie vor labiles Inlandsgeschäft bei gutem, aber nachlassendem Exportgeschäft. Die aktuell zu beobachtenden Konjunktureintrübungen in USA werden Spuren auch im europäischen Markt hinterlassen und das Auslandsgeschäft im zweiten Halbjahr bremsen. Sofern wir für 2006 insgesamt ein Exportplus von 10% erreichen können, ist ein Gesamtanstieg des Herstellerumsatzes mit Möbeln um 3,5% realisierbar“, so Klaas abschließend.

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