Streik in Nürnberg gewinnt an politischer Brisanz

Rund 50 Mitarbeiter der Nachtschicht haben auch am Montag das Tor des AEG-Stammwerks in Nürnberg blockiert. Dies berichten heute Vormittag die SAT 1-News. „Die Stimmung war super“, habe Betriebsratsvize Roland Weiß am Montagmorgen geäußert. Die Mitarbeiter hätten trotz klirrender Kälte ausgeharrt.Streikleiter Jürgen Wechsler sagte, er rechne vorläufig nicht mit einem Angebot des schwedischen Mutterkonzerns Electrolux. Das Unternehmen will das Hausgerätewerk bis Ende 2007 schließen und die Fertigung nach Polen und Italien verlagern. Betroffen sind mehr als 1.700 Menschen. Der unbefristete Streik soll vor allem einen Sozialtarifvertrag erzwingen.Die IG Metall hatte am Wochenende ein Vermittlungsangebot des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) zurückgewiesen. „Es gibt nichts zu vermitteln“, sagte Streikleiter Wechsler in Reaktion auf Stoibers Ankündigung, Vertreter von Management und Belegschaft in dieser Woche zu Gesprächen einzuladen. „Es gibt nur eins: Electrolux soll ein Angebot auf den Tisch legen - bei der IG Metall, nicht beim Ministerpräsidenten Stoiber“, sagte Wechsler.Zugleich betonte er, der CSU-Politiker wäre willkommen. Sollte er aber die Streikenden besuchen wollen, so müsse er sich klar zu ihnen bekennen, verlangte Wechsler. „Ansonsten soll er wegbleiben“, rief er am Samstag bei einer Ansprache im Streikzelt. Unterdessen bemühen sich auch andere Politiker um Vermittlung: Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Günter Gloser (SPD) kündigte an, sich sowohl an die schwedische Botschaft als auch direkt an Electrolux wenden zu wollen. Er wolle deutlich machen, „welche Dimension die Entscheidung des Unternehmens hat“, sagte Gloser am Wochenende der Nachrichtenagentur dpa.Auch internationale Konzerne müssten sich ihrer Verantwortung bewusst werden, sonst werde die Akzeptanz der Bevölkerung für Europa schwinden, warnte der Staatsminister, der im Außenministerium für Europafragen zuständig ist. Die Politik könne nicht abseits stehen, sagte der für einen Nürnberger Wahlkreis in den Bundestag gewählte Gloser weiter, der am Samstag die streikenden AEGler besucht hatte.

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