Streik bei AEG
Unternehmensführung nimmt Stellung

Der anhaltende Streik im Nürnberger AEG-Werk veranlasste nun die Unternehmensleitung, einmal die „Rückseite der Medaille“, sprich des Streiks zu beleuchten. So heißt es hier:„Die Gewerkschaftsführer in Nürnberg (...) möchten am liebsten das ganze Unternehmen in Deutschland und Teile der Produktion in Europa lahm legen. Das alles geschehe aus Solidarität mit den Betroffenen der geplanten Werksschließung – behaupten sie. Wirklich? Das kann man auch anders sehen:1. Der Streik hat kein erkennbares Ziel: Die Gewerkschaft streikt angeblich, um einen Sozialtarifvertrag für die 1.700 Betroffenen der Werkschließung durchzusetzen. Electrolux möchte sich auch gar nicht aus seiner sozialen Verantwortung stehlen und hat ein gutes Angebot unterbreitet. Im nächsten Schritt möchten wir dieses im Detail weiter konkretisieren. Doch die IG Metall zögert diese konkreten Verhandlungen laufend hinaus. (...) Doch knapp 700 der 1.700 Mitarbeiter des betreikten Werks sind nicht gewerkschaftlich organisiert. Sie bekommen während eines Streiks kein Gehalt. Schon haben die ersten Nicht-IG-Metall-Mitglieder Anträge beim Arbeitsamt auf Hartz IV gestellt. Je länger der Streik dauert, desto mehr Mitarbeiter müssen diesen Weg gehen – oder sie melden sich krank. Dann übernimmt die Krankenkasse, also die Allgemeinheit, die ,Versorgung‘ dieser Mitarbeiter. Was ist daran solidarisch?2. Werksschließung wird vorgezogen: Die Werksschließung sollte in einem Stufenplan erfolgen. Noch rund 1.200 Mitarbeiter Mitte 2006. Noch rund 700 Mitarbeiter Anfang 2007. Noch rund 200 Mitarbeiter ab Mitte 2007 bis zum Jahresende. Doch im Werk wurde seit dem 12. Dezember 2005 wegen ständiger Kundgebungen und Arbeitsniederlegungen nur sechs Tage produziert. Das Unternehmen muss aber seine Kunden bedienen und hat daher die Verlagerung von Produktion aus Nürnberg in andere Werke vorgezogen. Geht der Streik weiter, muss noch schneller Produktion verlagert werden. Eine Weiterführung des Werks bis Ende 2007 würde dann keinen Sinn mehr ergeben. Eine Schließung bereits zum Ende 2006 wird immer wahrscheinlicher. Mehrere Hundert Mitarbeiter würden noch früher ihre Arbeit verlieren. Ist das solidarisch?3. Unbeteiligte Mitarbeiter in anderen Unternehmensbereichen erleiden Schaden: Die IG Metall hat den Streik auf das Dienstleistungsunternehmen Electrolux Logistics ausgedehnt. Um den Schaden für das Unternehmen zu vergrößern. So feiert die IG Metall (...) alle Meldungen über die Lieferprobleme von Electrolux in Deutschland. Wenn Handelsketten Produkte anderer Hersteller bestellen anstatt AEG-Markenprodukte aus Nürnberg, dann sorgt das für Jubel. Tatsache ist leider: Der andauernde Streik im Werk und die Ausdehnung des Streiks auf die Dienstleistungsgesellschaften schadet den Mitarbeitern in diesen Unternehmensteilen substanziell. Werden weniger Produkte abgesetzt, gehen Arbeitsplätze in den bislang gesunden Unternehmensbereichen verloren. Solidarität meint etwas anderes, oder?4. Das Werk in Rothenburg wird mit hineingezogen: Das Werk in Rothenburg mit 1.100 Mitarbeitern ist im Elextrolux-Konzern das europäische Kompetenzzentrum für hochwertige Kochgeräte und Kochmulden. Es arbeitet höchst effizient in einem attraktiven Marktsegment. (...) Das Werk produziert für den Einbaubereich, das heißt die Geräte werden zusammen mit Küchen abverkauft. Die Krux: Fehlt in einer schon bestellten AEG-Küche der hochwertige Geschirrspüler aus Nürnberg, kann sie nicht an den Kunden ausgeliefert werden. Rothenburg bleibt dann auf den schon produzierten Herden, Mikrowellen oder Dampfgarern sitzen. Seit Beginn des Streiks in Nürnberg sind deshalb die Bestellungen des Küchenfachhandels zurückgegangen. (...) Geht die Produktion nur um 8 - 10% zurück, muss schon Kurzarbeit angemeldet werden. Das heißt im schlimmsten Fall: Gefahr für sichere Jobs. Ist das Solidarität?5. Die Folgen sind bald europaweit zu spüren: Der anhaltende Streik wird bald auch in anderen europäischen Ländern Engpässe nach sich ziehen. Auch darauf ist die Gewerkschaft öffentlich stolz. Doch die Folgen sind auch hier Umsatzrückgang und der Verlust von Marktanteilen. Das führt zu Kostensenkungen. Zu Lasten von Mitarbeitern im Ausland. Welche Solidarität meint die IG Metall?Das Vorgehen der IG Metall in Nürnberg ist unsolidarisch und schadet Electrolux, seinen Mitarbeitern, unseren Partnern im Handel und unseren Kunden auf breiter Front. Dass der Streik so radikal ausgedehnt wird, nützt nicht den Betroffenen, sondern nur unseren Wettbewerbern aus Korea, China und Osteuropa. Sie ergreifen die Chance, überschwemmen mit billigen Produkten den Markt und nehmen uns weiter Marktanteile ab. Der Druck auf das Management von Electrolux erhöht sich dadurch nur noch schneller, Produktionskapazitäten aus Westeuropa in andere Länder zu verlagern.Inzwischen haben alle aufmerksamen Beobachter die wahren Motive der IG Metall durchschaut (...).- Es geht um einen „Stellvertreterkampf“ der Gewerkschaft.- Man will national endlich mal wieder Muskeln zeigen und den dramatischen Mitgliederschwund stoppen.- Dazu wird der „symbolischen Kampf“ um die AEG instrumentalisiert.- Der IG Metall geht es um Prinzipien, uns um Lösungen.- Dass die Marke AEG einem ausländischen Unternehmen gehört, passt dabei perfekt, um auch noch populistische Parolen gegen internationale Konzerne zu verbreiten. Dazu werden mit billigen Mitteln Emotionen geweckt mit Parolen wie „AEG ist Deutschland“.- Um die Streikenden bei Laune zu halten, nehmen die Funktionäre es mit der Wahrheit nicht immer ganz genau und inszenieren Politkerbesuche, die im Streikzelt Sonntagsreden halten, aber die Angebote des Unternehmens zum Informationsgespräch ablehnen.An der Lösung der Lage für die 1.700 Beschäftigte im Werk und allen anderen betroffenen des Streiks denkt anscheinend niemand. Wir fordern daher eine schnelle Verhandlungslösung.“Soweit die Stellungnahme des Unternehmens wörtlich.

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