KarstadtQuelle AG wieder in der Gewinnzone

Die KarstadtQuelle AG hat im Jahr 2006 alle Ergebnisziele erreicht. Die Touristikgeschäfte von Thomas Cook legten ein Rekordergebnis vor, die Warenhäuser schlossen mit einem mehr als verdoppeltem Ergebnis und der Versandhandel leitete die strategische Neuausrichtung ein, mit der Ende 2007 der break-even erzielt werden soll. Dies teilt der Konzern mit.„Das Jahr 2006 war geprägt von der Konzentration auf die Verbesserung der operativen Geschäfte über alle Konzernbereiche hinweg. Ein besonderer Schwerpunkt lag in der Vorbereitung des Turnarounds im Versandhandel“, sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Thomas Middelhoff, bei der Vorstellung der Geschäftsergebnisse des Konzerns. „Wir steuern heute die Geschäfte in drei unterschiedlichen Entwicklungen: Die Touristik, die als erste erfolgreich aus der Sanierung kam, wird bereits konsequent ausgebaut. Das Warenhaus ist nach der Konzentration auf die großen Häuser in erstklassigen Innenstadtlagen erfolgreich neu ausgerichtet worden und der Versandhandel, der als letzter Bereich den Turnaround begann, wird ihn Ende dieses Jahres erfolgreich abschließen.“In den operativen Bereichen (ohne Immobilien, Services und Holding) stieg das bereinigte EBITDA um 20,2 Prozent auf 313 Millionen Euro. Zwei der drei Bereiche legten zum Teil deutlich verbesserte Ergebnisse vor. Das Konzern-Ergebnis nach Minderheiten erhöhte sich auf 346 Millionen Euro, nach minus 316 Millionen Euro im Vorjahr. Nicht zuletzt aufgrund des außerordentlich erfolgreichen Verkaufs der Immobilien verbesserte sich 2006 der Gewinn je Aktie um 3,31 Euro, von minus 1,59 Euro auf 1,72 Euro. Der bereinigte Konzernumsatz erreichte 13,1 Milliarden Euro (13,2 Milliarden Euro im Vorjahr) und lag damit nahezu auf Vorjahresniveau.Die Nettofinanzverbindlichkeiten in Höhe von 2,7 Milliarden Euro wurden komplett abgebaut. Mit Nettofinanzforderungen in Höhe von 149 Millionen Euro befand sich der Konzern zum Bilanzstichtag erstmals seit langem wieder in einer Anlagesituation. Das Working Capital wurde um 68 Prozent auf 387 Millionen Euro verringert.Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten sank um 9,8 Prozent auf rund 56.000 Mitarbeiter. Die Eigenkapitalquote konnte vervielfacht werden und erreichte bereits 14,4 Prozent.Die Warenhäuser zeigten mit einem von 65 Millionen Euro auf 146 Millionen Euro mehr als verdoppelten EBITDA, dass sie den Turnaround erfolgreich vorangetrieben haben. Karstadt zeigte in 2006 in allen Quartalen eine positive Umsatzentwicklung. Der bereinigte Umsatz stieg um 3,5 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. „Karstadt wird vom Warenhaus zum Kunden- und Ideenhaus mit einem ausgewählten und hochwertigen Warenangebot“, sagte Vorstandschef Middelhoff. „Wir haben unsere Zielvorgaben in der Mehrheit unserer Häuser – insbesondere bei der Premium Group – erreicht. Es gibt aber auch einzelne kleinere und mittlere Warenhäuser, die die Vorgaben noch nicht erfüllen.“ Ziel sei es, das Ergebnis der Warenhäuser in diesem Jahr gegenüber 2006 noch weiter deutlich zu steigern.Der Versandhandel mit der Kernmarke Quelle und den 17 Spezialversendern wird unter der Dachmarke Primondo zusammengefasst. Der Spezialversand wies eine stabile Entwicklung auf. Der Universalversand in Deutschland war deutlich rückläufig, konnte jedoch im vierten Quartal 2006 den Abwärtstrend erheblich verlangsamen. Der Umsatz im Versandhandel belief sich auf 4,2 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Rückgang um 6,6 Prozent. Das bereinigte EBITDA lag bei minus 32 Millionen Euro (4 Millionen Euro im Vorjahr). Damit konnte der größte Teil des umsatzbedingten Rohertragsrückgangs durch Kosten- und Systemoptimierung kompensiert werden.Die zweite große Versandmarke neckermann.de wird an die Börse gebracht. Die Service-Group sowie fünf kleinere Spezialversender werden veräußert. Die Vorbereitungen hierzu laufen planmäßig. „2006 war eines der schwersten Jahre für Mitarbeiter und Management im Versandhandel. Aber nach harter Arbeit steht das Zukunftskonzept und noch in diesem Jahr wird der Turnaround von Primondo erreicht“, so Middelhoff weiter. Große Chancen habe der Bereich insbesondere im E-Commerce. „Wir haben ein Nachfragevolumen von 3 Milliarden Euro und sind mit quelle.de bereits der drittgrößte E-Commerce-Anbieter in Deutschland – vor Otto und vor Tchibo. Diese Position gilt es konsequent weiter auszubauen.“ Weitere Aufgaben in diesem Jahr lägen im Aufbau und in der zügigen Entwicklung neuer Märkte wie in Russland, wo mittelfristig ein Umsatz von einer Milliarde anvisiert wird, und im Ausbau der Kooperation mit dem französischen Partner Redcats (La Redoute/Vertbaudet).Ein wichtiger Schritt bei der Konzernentwicklung 2006 bestand in der strategischen Neuausrichtung von Einkauf und Beschaffung. Hierzu wurde die unternehmenseigene Organisation KarstadtQuelle International Services (KQIS) an das weltweit führende Beschaffungsunternehmen Li & Fung in Hongkong verkauft. Die erfolgreich angelaufene Partnerschaft hat eine Reduktion des Working Capital um 500 Millionen Euro, bessere Einkaufspreise, längere Zahlungsziele und strategische Vorteile durch schnellere Kollektionszyklen sowie eine Stärkung von Eigenmarken zur Folge. Das Importvolumen von derzeit rund 1,2 Milliarden Euro soll nahezu verdoppelt werden.Middelhoff kündigte an, dass die Geschäftsbereiche künftig eigenständiger würden. Die Thomas Cook Group plc werde von Manny Fontenla-Novoa als CEO und ihm als Chairman künftig von London aus geführt, während die Führung des Warenhauses unter Leitung von Peter Wolf und die des Versandhandels unter Leitung von Marc Sommer in Essen konzentriert werden. Die Aufgaben der KarstadtQuelle AG würden auf die einer Finanzholding zugeschnitten. „Wie bei der künftigen Thomas Cook Group plc werden wir auch für Karstadt und Primondo nach attraktiven Möglichkeiten Ausschau halten, um von den gegenwärtig beginnenden Konsolidierungsprozessen in den jeweiligen Märkten zu profitieren und die Bereiche weiter zu verstärken.“In einem ersten Ausblick für 2007 sagte der Vorstandsvorsitzende, die ersten Wochen seien zunächst von den Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung gekennzeichnet gewesen. Doch seit Mitte Februar gehe es spürbar wieder aufwärts und seither lägen alle drei operativen Bereiche auf oder über Vorjahr. „Wir schalten nunmehr um auf gesundes und ertragreiches Wachstum“, resümierte Middelhoff. Bei den Warenhäusern sollen Umsatz und Ergebnis in 2007 deutlich gesteigert werden. Bei Primondo rechne er mit einem leichten Umsatzwachstum und einer Steigerung des EBITDA auf break-even-Niveau. Durch die geplante Veräußerung des 49-Prozent-Anteils an der Immobiliengesellschaft Highstreet werde in 2007 zudem erneut ein hoher außerordentlicher Ertrag erzielt.Im Geschäftsjahr 2008/2009 soll der Konzernumsatz auf 23 Milliarden Euro und das EBITDA auf mehr als 1,3 Milliarden Euro steigen.

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