Halbjahresbilanz der deutschen Küchenindustrie
Belastende Konsumflaute

Grafik 1: Die Entwicklung des Umsatzes der deutschen Küchenmöbelindustrie im ersten Halbjahr 2024 (Veränderung zum Vorjahresmonat in Prozent). Quelle für alle Grafiken: Statistisches Bundesamt, VdDK

Inflation, politische Verunsicherung, Krieg in Europa – die Liste für die Gründe der aktuellen Kaufzurückhaltung in der Bevölkerung ist lang. Die deutsche Möbelindustrie hat die Auswirkungen im ersten Halbjahr deutlich zu spüren bekommen – der Umsatz sank um 9,7% auf 8,3 Mrd. Euro. Auch die deutsche Küchenindustrie konnte sich von dieser Entwicklung nicht entkoppeln.

Nach Angaben der amtlichen Statistik verzeichnete die deutsche Küchenmöbelindustrie im ersten Halbjahr 2024 einen Umsatzrückgang von minus 9,8% auf rund 2,93 Mrd. Euro. Dabei fiel der Umsatzrückgang im Inland mit minus 10,7% auf 1,58 Mrd. Euro deutlicher aus als beim Auslandsumsatz, der um minus 8,8% auf 1,35 Mrd. Euro nachgab. Die Branche zählte im ersten Halbjahr durchschnittlich 46 Betriebe mit für die Statistik relevanten über 50 Beschäftigten, in denen insgesamt 18.282 Personen tätig waren.

Schwaches Konsumklima und stockender Wohnungsbau

Auch sie müssen sich weiterhin auf schwere Zeiten einstellen, denn neben dem schwachen Konsumklima bereitet vor allem der stockende Wohnungsbau, der auf einen Auftragsmangel wegen gestiegener Zinsen und höherer Baukosten sowie auf langwierige Genehmigungsverfahren zurückzuführen ist, der Branche große Sorgen. Laut Statistischem Bundesamt wurden im ersten Halbjahr 85.300 Neubauwohnungen genehmigt und damit 23,5% weniger als im Vorjahreszeitraum. 
Rechnet man diese Zahlen für das Gesamtjahr hoch, werden nicht einmal 200.000 Einheiten genehmigt und die Regierung entfernt sich noch weiter von dem Ziel, 400.000 Wohneinheiten pro Jahr zu schaffen. Und Wohnungen, die nicht genehmigt werden, werden auch nicht gebaut und dann am Ende nicht eingerichtet. Einrichtungsbedarf entsteht allerdings nicht nur durch Neubauten, sondern auch durch Bauen im Bestand in Form von Umbauten, Modernisierungen oder Dachaufstockungen. Beim Bauen im Bestand betrug das Minus bei den Baugenehmigungen im ersten Halbjahr nur acht Prozent auf 18.067 Wohnungen – ein im Vergleich milderer Rückgang.

Elektrogeräte: Marktstabilisierung in Sicht

Grafik 2: Die Entwicklung des Inlandsumsatzes der deutschen Küchenmöbelindustrie im ersten Halbjahr 2024 (Veränderung zum Vorjahresmonat in Prozent)

Einen vergleichsweise milden Rückgang verzeichnete im ersten Halbjahr übrigens auch der Markt für Home Electronics-Produkte. Der Negativtrend im ersten Halbjahr 2024 schwächte sich laut den von der Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics GmbH sowie der GfK erhobenen Marktzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem Minus von nur noch 2,6% deutlich ab.
Die beiden Elektrohausgeräte-Segmente zeigten sich im ersten Halbjahr 2024 in ihren Umsatzentwicklungen dabei wieder gegenläufig. Dennoch verliert auch das noch im negativen Trend liegende Elektrogroßgeräte-Geschäft nicht mehr ganz so stark wie im vergleichbaren Halbjahr 2023. Bei den Elektro-Großgeräten ergab sich daher nur noch ein Umsatzrückgang um 2,2% auf knapp 4,7 Mrd. Euro. Die Elektrokleingeräte verzeichneten dagegen wieder ein Plus von 3,1% auf knapp 3,3 Mrd. Euro Umsatz.

Zuversichtlicher Ausblick

Für die weitere Entwicklung der Branche sieht Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie, die Talsohle durchschritten. Erste vorsichtige Indikatoren sende die Tendenz zur Aufhellung des Konsumklimas im bisherigen Jahresverlauf. Zudem habe sich das vom Ifo-Institut gemessene Geschäftsklima in der Möbelindustrie im August leicht verbessert. Anlass für Zuversicht biete auch die Tatsache, dass viele Bundesbürger angesichts des Abflachens der Inflationsrate und angesichts von Lohn- und Gehaltserhöhungen steigende Reallöhne verbuchten. Darüber hinaus rücke die Einrichtung des eigenen Zuhauses im Herbst traditionell wieder stärker in den Fokus der Menschen und löse das im Sommer dominierende Thema Reisen ab. Die erhoffte Belebung werde allerdings vermutlich nicht stark genug ausfallen, um die in der ersten Jahreshälfte verzeichneten Umsatzeinbußen zu kompensieren.

Grafik 3: Die Entwicklung des Auslandsumsatzes der deutschen Küchenmöbelindustrie im ersten Halbjahr 2024 (Veränderung zum Vorjahresmonat in Prozent)

zum Seitenanfang

zurück