Dr. Wieselhuber und Partner / VDM / VHK
Optionen für die Möbelindustrie in rauem Fahrwasser

W&P Managing Partner Dr. Timo Renz führte durch das Online-Event von Dr. Wieselhuber & Partner und den Verbänden VDM und VHK. Foto: Dr. Wieselhuber & Partner

Im Möbelsegment wird der Wind rauer: Die hohe Inflation drückt auf die Konsumstimmung, rückläufiges Baugeschäft oder Heizungsgesetz tun ihr Übriges. Stationär wie online gehen bei steigenden Personalkosten die Mengen zurück, die Rohstoff- und Energiepreise sind hoch. Welche Optionen haben Möbelhersteller in diesen schwierigen Zeiten? Im Digital-Event "Let´s talk Möbel" von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in Kooperation mit VDM und VHK gaben Experten Einblicke in ihr Know-how und lieferten hilfreiche Impulse.

„Für viele Möbler heißt es jetzt: Aus eigener Kraft Performance-Maßnahmen mit Fokus auf Pricing, Produktportfolio, Kostenstrukturen und Kapitalbedarf auf den Weg bringen – oder, wenn es hart auf hart kommt: Rechtzeitig Instrumente der Restrukturierung und Sanierung einsetzen“, so einleitend W&P Managing Partner Dr. Timo Renz. Denn laut Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der Deutschen Möbelindustrie gab es zwar im ersten Halbjahr noch eine gedämpfte Marktentwicklung mit stabilem Umsatz, doch ein Blick auf den Auftragseingang seit März 2023 zeigt eine negative Entwicklung, die bei vielen Möbelproduzenten auf die Ergebnisse drückt.

Dr. Klaus Wohlrabe, stellvertretender Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik, bestätigt in seiner Bestimmung des konjunkturellen Status quo diese pessimistischen Erwartungen: So liege aktuell die Kapazitätsauslastung der Hersteller mit derzeit 83,4% zwar nur knapp unterhalb des langjährigen Durchschnitts (83,7%), aber: Die Unsicherheit sei hoch, das Jahr 2023 ist auf Grund wirtschaftlicher sowie politischer Hürden und dem entsprechenden Konsumklima schwierig für die Branche. Auf Grund der negativen Aussichten für die Baukonjunktur würde auch für das Folgejahr keine positive Entwicklung der Auftragseingänge erwartet.

Und auch wenn sich nicht jedes Unternehmen in einer Krise befindet: Die Krux ist, den Kipppunkt zu erkennen, an dem das Unternehmen nicht mehr durchfinanziert ist und aus einer eigenverantwortlichen, selbstbestimmten Restrukturierung eine gerichtlich „verordnete“ Sanierung wird. „Je früher Unternehmen leistungs- und finanzwirtschaftliche sowie strategische Handlungsoptionen zur Diskussion stellen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, desto eher bleiben sie auch „Herr des Geschehens“, rät Daniel Emmrich, Partner und Leiter Operative Restrukturierung bei W&P. Eine erfolgreiche Restrukturierung gelinge dabei nur, wenn eine frühzeitige und selbstkritische Beurteilung der eigenen Situation erfolgt. Zusammen mit neutralen Spezialisten – frei von Firmen- oder Familiengeschichte – werde echte Transparenz geschaffen und der bestehende Handlungsspielraum klar identifiziert.

Die Podiumsdiskussion mit Ole Brauer, anchor Rechtsanwälte, aktuell CRO bei Willi Schillig Polstermöbelwerke, Patrick Heinen, CTO / CRO Nova Via Polstermöbel, Daniel Emmrich, Dr. Klaus Wohlrabe, und Dr. Timo Renz machte deutlich: Eine frühzeitige Reaktion ist das "A und O" in Krisensituationen, um Handlungsoptionen und damit unternehmerischen Gestaltungsspielraum offen zu halten. Basis ist zum einen die schonungslose betriebswirtschaftliche und rechtliche Bewertung der Unternehmenssituation und zum anderen echte Transparenz in der kurz- und mittelfristigen Liquiditätsplanung - mit drastisch gerechneten Szenarien für einen Plan B und C. Die transparente Kommunikation in Richtung Stakeholder und Mitarbeiter ist eine weitere, unverzichtbare Leitplanke auf dem Weg durch die Krise.

Fazit des Abends: Gegen das Konsumklima, gegen den Markt sanieren – das funktioniert nicht. Wer aber rechtzeitig Erfolgsrezepte der Vergangenheit hinterfragt, sich auf verschiedene Szenarien einstellt, Restrukturierungsmaßnahmen konsequent umsetzt und den Kunden mitnimmt, der schafft Mehrwert durch operative Restrukturierung – und sichert damit die eigene Zukunftsfähigkeit.


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